Wörth ist seine zweite Heimat

Wie sich der 26-jährige Kevin Mboh Mboh aus Kamerun in der Oberpfalz integriert hat
Von Markus SchmautzWörth. Seit rund zwei Jahren kickt beim TSV Wörth ein ganz besonderer Spieler: Kevin Mboh Mboh. Der 26-Jährige stammt aus Kamerun. Obwohl er aktuell in Regensburg wohnt, wo er eine Ausbildung zur Fachkraft für Altenpflege absolviert, und obwohl er (noch) keinen Führerschein hat, würde er den TSV nie verlassen.Kevin Mboh Mboh wuchs in Kamerun auf. Bereits mit 14 Jahren verließ er seine Familie, die in Duala wohnt, und ging in ein Internat in der Hauptstadt Jaunde, um dort ein Gymnasium zu besuchen. „Ich war schon sehr früh auf mich alleine gestellt, habe mich um mein Leben weit weg von daheim selbst gekümmert. Um mir das Leben zu finanzieren, habe ich nebenbei in einer Tankstelle und in einem Krankenhaus gearbeitet. Nach dem Abitur habe ich Biochemie studiert“, berichtet Kevin Mboh Mboh in nahezu perfektem Deutsch.Er spricht leise, entschuldigt sich bei kleinsten Grammatikfehlern, ist äußerst höflich. Sprachen fielen ihm schon immer leicht. Neben seinem Heimat-Dialekt Douala – er heißt wie die Stadt, in der er aufgewachsen ist – spricht Mboh Mboh fließend Englisch, Spanisch, Französisch und seit einiger Zeit eben Deutsch. In Kamerun werden übrigens 388 Dialekte gesprochen.Nach dem Studium trat er eine Stelle im Labor anNach dem Studium trat er eine Stelle in einem Labor an. „Dort half ich bei der Herstellung von Aspirin.“ Zusammen mit seiner 24-jährigen Freundin Manuela, ebenfalls eine Biochemikerin, beschloss er, den Weg nach Europa zu wählen. „In der Altenpflege waren und sind in Deutschland viele Ausbildungsplätze zu vergeben. Wir haben Kontakt aufgenommen und durften mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche nach Deutschland kommen.“ Das ist nun zweieinhalb Jahre her. Obwohl beide in der Bundesrepublik leben, sieht Kevin Mboh Mboh seine Freundin nur selten. „Sie arbeitet in einer psychiatrischen Einrichtung in Hannover, ich in Regensburg.“Seine Ausbildungsstelle hatte er damals aber nicht in Regensburg, sondern bei Pro Seniore in Wörth angetreten. Von Beginn an wurde Mboh Mboh eine kleine Wohnung gestellt. „Für einen Sprachkurs hatte ich nicht die Zeit. Dennoch war mir klar, dass es ohne die deutsche Sprache nicht gehen würde. Je besser ich Deutsch spreche, desto leichter fällt die Kommunikation. Nach der Arbeit machte ich mich nochmals an die Arbeit, lernte mit Hilfe von Youtube und Google Deutsch.“Sein Ehrgeiz war und ist groß. Allerdings musste er auch mit Vorurteilen zurechtkommen. „Manche Patienten hatten Angst vor meiner Hautfarbe, wollten mit dem schwarzen Mann nichts zu tun haben. Das ist schade, aber das muss man akzeptieren. Dann habe ich mich halt um andere Menschen gekümmert“, erklärt der heute 26-Jährige, der inzwischen bei der Caritas in Regensburg arbeitet. Aktuell befindet er sich inmitten der Abschlussprüfungen. Mboh Mboh hat eine kleine Wohnung in Regensburg gefunden. Nebenbei absolviert er ein Fernstudium im Bereich Therapie- und Pflegewissenschaften. Seine Aufenthaltsgenehmigung läuft im August 2021 ab. „Bis dahin habe ich aber die Ausbildung in der Tasche und mit dieser kann ich in Deutschland bleiben.“Fünf Jahre muss er arbeiten, um hier bleiben zu dürfenFünf Jahre muss er auf alle Fälle als Altenpfleger arbeiten, um hier bleiben zu dürfen. Sein großer Traum ist weiterhin ein Studium in Biochemie. Sein Uni-Abschluss aus Kamerun wird in Deutschland nämlich nicht anerkannt. „Bisher war es mir nicht möglich, an der Universität zu studieren. Nach absolvierter Ausbildung versuche ich es noch mal. Wenn ich darf, studiere ich Biochemie, wenn nicht, bringe ich mein Fernstudium zu Ende.“Seine Freundin Manuela kann er nur selten besuchen. Ihre Ausbildung in Hannover dauert noch zwei Jahre. „Wir sehen und hören uns fast nur über WhatsApp. Natürlich freuen wir uns über die seltenen persönlichen Treffen. Das ist hart, aber wir haben früh gelernt, für das Leben zu kämpfen.“ In zwei Jahren werden die beiden versuchen, zusammenzuziehen. Wie es aussieht, wird Manuelas Weg nach Bayern führen. Aktuell macht Kevin Mboh Mboh seinen Führerschein, auch das Fernstudium ist teuer. „Wenn mir dennoch was von meinem Lohn übrig bleibt, lasse ich es in Kamerun meiner Familie zukommen.“Obwohl er alleine in Bayern ist, hat er dort seine zweite Heimat gefunden. Im Fußballverein des TSV fühlt er sich pudelwohl. Teammanager Michael Schwoch nennt er seinen „Weißen Vater“, dessen Söhne bezeichnet er als seine „Weißen Brüder“. Kürzlich war Kevin Mboh Mboh mit den Wörther Kickern im dreitägigen Trainingslager in Sattelbogen. Durch seine angenehme und höfliche Art ist er äußerst beliebt im Mannschaftskreis.
Natürlich war der allseits beliebte Kameruner im Trainingslager des TSV Wörth dabei. Die Pezzi-Bälle in Deutschlandfarben haben für Kevin Mboh Mboh Symbolcharakter. Foto: Markus Schmautz