Dynamisch, dreckig, wild

Am 15. Oktober treten Radsportler aus ganz Süddeutschland im Gschwelltal zu einem Cross-Rennen an, auch Läufer sind am Start. Ziel ist „das beste Cross-Event Bayerns“

Als der Wörther Bürgermeister Josef Schütz die Anfrage las, fand er sie „gleich total spannend“. Ein Cyclo-Cross-Rennen im Gschwelltal, das habe ihn interessiert, sagt er. Zugleich stellte er sich eine Frage, die sich wahrscheinlich viele stellen: Cyclo-Cross – was ist das eigentlich ? „Ich hatte keine Vorstellung und habe es erst mal gegoogelt“, erzählt Schütz.
Und, was genau ist Cyclo-Cross ? Joachim Hertkorn aus Wörth, der das Rennen am 15. Oktober als Organisationsleiter federführend vorbereitet, umschreibt die Radsportart mit einer Aneinanderreihung von fünf Adjektiven: „dynamisch, verrückt, dreckig, wild und zuschauernah“. Früher war die Sportart bekannt als „Querfeldein“. Vereinfacht gesagt geht es darum, kreuz und quer über Stock und Stein zu radeln, durch Matsch und Dreck und Pfützen, über Wiesen, Hänge, Schotter und Böschungen, bergauf und bergab, über Hindernisse und Brücken. Zum Teil steigen die Fahrer ab, schultern ihr Rad und laufen oder kraxeln irgendwo drüber. Und immer mal wieder „fallen sie auch sanft auf ihren Hintern“, sagt Hertkorn mit einem Lächeln. Stürze sind eingepreist, gehören fest dazu – und sind auch nicht weiter dramatisch, da der Boden weich und das Tempo viel geringer als auf der Straße ist.Was Hertkorn an der Sportart nach eigenem Bekunden reizt: Sie fordert höchste Konzentration und Kondition, der Athlet ist durchgehend belastet und herausgefordert – was zuweilen dazu führt, dass Fehler passieren. Und: „Die Zuschauer sind die ganze Zeit voll integriert.“ Sie stehen an der Strecke, feuern an. Ein Rennen dauert nicht stundenlang, sondern maximal 60 Minuten. Der Unterhaltungswert sei ideal.Hertkorn ist Mitglied beim RSC 88, einem Radsportverein aus Regensburg; zugleich gehört er dem heimischen Sportverein an, dem TSV Wörth. Und diese beiden Vereine sind es auch, die das Cross-Rennen am 15. Oktober mit freundlicher Unterstützung der Stadt schultern wollen. Beide feiern heuer ein Jubiläum, der RSC wird 35, der TSV 150. Und beide sind gewillt, das erste Cyclo-Cross-Rennen in der Stadtgeschichte gemeinsam hinzukriegen.Das Gschwelltal als „natürliche Tribüne“Das sogenannte Paradies sei als Austragungsort bestens geeignet, sagt Hertkorn: Wie eine „natürliche Tribüne“ wirke das Gschwelltal. Insgesamt wollen die Organisatoren zwischen Waldbad und Tennisheim auf einer Fläche von rund einem Quadratkilometer das Rennen austragen. Kompakt, auf engem Raum, „werden wir eine zweieinhalb bis drei Kilometer lange Strecke abstecken, drei Meter breit“.Ein Großteil wird sich auf dem Festplatz abspielen, einbezogen sind aber auch Teile des Waldbad-Areals und Hänge beim Sport- beziehungsweise Tennisheim.An den Start werden nach Hertkorns Schätzung 150 bis 200 Radsportler gehen. Rund 60 Prozent dürften Lizenzfahrer sein, ungefähr 40 Prozent Hobbyfahrer.Man darf davon ausgehen, dass diese Radler aus ganz Bayern anreisen, sogar aus Baden-Württemberg oder Hessen. Die Cross-Saison beginne immer im Oktober und ende im Februar oder März, erklärt Roman Woda aus Demling, der dem RSC 88 vorsitzt, selbst aktiv fährt und schon den bayerischen Meistertitel errungen hat. Das Rennen am 15. Oktober in Wörth „wird die Saison in Bayern eröffnen und ist das erste Rennen im Rennkalender“. Der Andrang und Hunger der süddeutschen Cross-Fahrer werde riesig sein, ist Woda überzeugt. Zumal es nicht so viele Rennen dieser Art gebe. Nach dem Auftakt in Wörth folgen noch Wettkämpfe in Nürnberg, München, Amberg und Moosburg. Das war‘s dann.Das Rennen in Wörth wird den gesamten Tag beanspruchen. Los geht es um 9 Uhr mit den Nachwuchsfahrern in der Altersklasse U15 (Hobby- und Lizenzfahrer), danach folgen die U17-Starter, dann die Masters-Wettkämpfe. Am Nachmittag geht die Crème de la Crème an den Start: die U19-Fahrer, die U23-Fahrer, die Damen- und Herren-Elite. Hier sind ausschließlich Lizenzfahrer dabei, Athleten, die einen Namen haben in der Radsportszene, die Titel geholt haben. Bei allen Rennen sind die Lizenz-Bezirksmeistertitel zu vergeben.Auch der Breitensport steht im BlickpunktDas Besondere: Nicht nur Spitzensportler stehen im Fokus, sondern auch der Breitensport. Die Organisatoren haben sich beim Landratsamt darum beworben, am 15. Oktober die Landkreismeisterschaft im Breitensportbereich auszurichten. Sofern der Landkreis grünes Licht gibt, könnten um 10.30 Uhr Hobbyfahrer von 18 bis 99 Jahren auf der Rennstrecke gegeneinander antreten, egal ob mit Cross-, Gavel- oder Mountainbike. Zugelassen wären hier maximal 60 Starter.Und noch eine Besonderheit: Die Organisatoren erwarten auch ungefähr 100 Läufer. Zur Mittagszeit sind nämlich auf der Strecke drei Cross-Läufe geplant: über 1 000, 3 000 und 6 000 Meter. Auch hier handelt es sich um Breitensportangebote.Nicht nur Radler und Läufer stehen aber am 15. Oktober im Blickpunkt, sondern auch die Zuschauer. Hertkorn und Woda gehen davon aus, dass bis zu 1 000 Besucher ins Gschwelltal kommen könnten. Auf dem Festplatz wird es Trinken und Essen geben, gedacht ist an Stände oder Foodtrucks. Die Organisatoren wollen mit Gastronomen zusammenarbeiten, aber auch mit örtlichen Vereinen, die Stände betreiben. Der TSV und der RSC werden zahlreiche Helfer stellen. Aktuell läuft auch schon die Suche nach Sponsoren aus der Region.Sport, Stimmung, Essen und TrinkenSport, Essen, Trinken, Stimmung – so umreißt Woda die Zielvorstellung. Aus eigener Erfahrung weiß der Radsportler, dass bei Rennen teilweise „nur ein paar Hanseln“ an der Strecke stehen, ganz vereinzelt. In Wörth soll das anders werden: „Wir wollen hier belgische Verhältnisse. Das heißt: ein richtiges Fest, viele Leute, die lange bleiben, die essen und trinken. Eine super Stimmung.“ Ein Volksfest soll es werden, kombiniert mit Sport vom Feinsten.Woda ist schon bei Wettkämpfen in München angetreten, in Stuttgart – und dennoch sagt er voller Selbstbewusstsein, dass Wörth hier mithalten könne. „Unser Ziel ist es, das beste Cross-Event Bayerns zu veranstalten. Und das können wir auch schaffen, davon bin ich überzeugt.“Wenn Sportler, Betreuer und Zuschauer im Gschwelltal aussteigen, wenn sie die Idylle sehen, das Waldbad, die bewaldeten Hänge, „dann werden sie staunen“, glaubt Woda – „und wir haben schon gewonnen“.